Die Einwohnerentwicklung der 15 größten deutschen Städte kannte in der jüngsten Vergangenheit nur eine Richtung, nämlich steil nach oben. Die Gründe für den Wachstumsrückgang sind mannigfaltig. Auch die Pandemie spielt eine Rolle.
Im ersten Corona-Jahr 2020 nahm die Bevölkerungszahl erstmals seit Ende der 2010er Jahre ab. Dazu trugen laut Diskussionspapier des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) die rückläufige Geburtenzahl, der Anstieg der Sterbefälle und der zum Erliegen gekommene Zuzug aus dem Ausland bei.
Die durchschnittliche Einwohnerzahl nahm in den 15 Großstädten im Vergleich zum Vorjahr um 0,18 Prozent ab. In Frankfurt/Main schrumpfte das Wachstum von 1,4 auf 0,1 Prozent, in München von 1,2 auf 0,2 Prozent, und Stuttgart verzeichnete sogar einen Rückgang der Bevölkerungszahl um etwas mehr als ein Prozent. Die Bevölkerungszahl Deutschlands nahm nach Schätzungen des Statistischen Bundesamts im Jahr 2020 erstmals seit 2011 nicht mehr zu und stagnierte bei 83,2 Millionen Einwohner:innen.
Die Zahl der Zuzüge in die 15 Großstädte ging zwischen 2019 und 2020 um knapp 17 Prozent zurück. Stark rückläufig ist auch die internationale Migration. Für das Jahr 2020 rechnet das Statistische Bundesamt mit einem Rückgang der Zuwanderung nach Deutschland um 25 Prozent. Dieser wirkt sich vor allem auf die Großstädte aus, da diese für Berufseinsteiger, Studierende oder Auszubildende besonders attraktiv sind.
Diese Veränderung stelle keinen abrupten Trendbruch dar, erklärt das empirica Institut: „Seit einigen Jahren beobachten wir schon eine zunehmende Suburbanisierung aus den Schwarmstädten: Vor allem junge Familien wandern auf der Suche nach einer großen, aber bezahlbaren Wohnung ins immer entferntere Umland.“ Von der Zuwanderung junger Menschen profitieren Mittelstädte, die entweder im weiteren Umland der Schwarmstädte oder entlang von Verkehrsachsen liegen.