Die Zinswende hat vielen Immobilieninteressenten einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die monatliche Belastung durch den Kredit für den Immobilienkauf ist stark gestiegen, die typische Erschwinglichkeitsgrenze ist für weite Teile der Bevölkerung überschritten. Das gilt zumindest für Menschen mit mittlerem Einkommen.
Mit dem Zinsanstieg auf fast vier Prozent im ersten Halbjahr 2023 müssen Erwerber rein rechnerisch über 40 Prozent ihres mittleren Einkommens für die Finanzierung einer Immobilie mit 130 Quadratmetern Wohnfläche aufbringen. Damit ist Wohneigentum in den meisten Großstädten nicht mehr erschwinglich. Das gilt auch für 40 Prozent der Kreise im direkten Umland, wenn nicht mehr als 30 Prozent des mittleren Haushaltsnettoeinkommens für die Finanzierung aufgewendet werden sollen. Im direkten Umland der sieben größten Städte war Wohneigentum unter den gesetzten Bedingungen im ersten Halbjahr 2023 in keinem der Kreise erschwinglich.
Potenzielle Wohneigentumserwerber müssen zumindest kurz- bis mittelfristig mit einem deutlich höheren finanziellen Aufwand rechnen als in den vergangenen Jahren. Der Markt reagiert bereits auf diese Veränderung. Erstmals seit vielen Jahren sinken die Immobilienpreise deutlich. Stiftung Warentest berichtet: Im ersten Quartal 2023 kosteten Eigentums-wohnungen im Schnitt 2,6 Prozent weniger als im ersten Quartal 2022. Besonders stark ist der Preisverfall in Frankfurt am Main mit einem Minus von 8,4 Prozent. Abrufbare Daten liegen für das erste Quartal 2023 für die sieben größten deutschen Städte sowie 20 weitere kreisfreie Städte und Landkreise unter test.de vor. Die Zahlen stammen von vdpResearch und beruhen auf tatsächlich abge-schlossenen Kaufverträgen.
Eine aktuelle Auswertung von ImmoScout24 zeigt, wie sich die Angebots-preise für Immobilien je nach Energieeffizienzklasse im Jahresvergleich entwickeln: Nahezu preisstabil zeigen sich Immobilen der Klassen A und B in den kreisfreien Städten. Die Angebotspreise von Immobilien mit der Energieeffizienzklasse C und D sinken in den Städten um acht Prozent. In den Klassen E bis H liegt der Preisrückgang bei fünf Prozent. Für Kaufinteressenten lohnt es sich, konsequent über den Kaufpreis zu verhandeln.
Das IW Köln mahnt zudem eine zeitgemäße staatliche Wohneigentumsförderung an. Auch die Senkung der Grunderwerbsteuer könnte einen wichtigen Beitrag zur Entlastung von Immobilienkäufern leisten.